
Vaginale Palpation des Beckenbodens – warum sie für die optimale Therapie so wichtig ist

Eine Vielzahl von Frauen leidet im Laufe ihres Lebens unter Beckenbodenbeschwerden – häufig nach Schwangerschaft, Geburt oder später in den Wechseljahren. Häufig treten Symptome wie Urin- und Stuhlinkontinenz, Senkungsbeschwerden, Schmerzen in Rücken oder Becken, sowie Probleme oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf.
In meiner Privatpraxis für Physiotherapie „Die Mamawerkstatt“ in Limburg an der Lahn begegnen mir diese Themen häufig. Dabei ist es wichtig zu verstehen:
Die vaginale Palpation bzw. anorektale Palpation (beim Mann) des Beckenbodens ist wichtig, um einen genauen Befund zu erstellen und gezielt zu behandeln.
Was bedeutet Palpation?
Bei der vaginalen Palpation tastet eine spezialisierte und dafür ausgebildete Therapeutin den Beckenboden über die Vagina (bzw. bei der anorektalen Palpation durch den Anus beim Mann) ab. Hierbei wird der Spannungszustand, evtl. vorhandenes Narbengewebe und Triggerpunkte beurteilt. Die Muskelfunktionsprüfung gibt Aufschluss über Muskelkraft und Koordination der Muskulatur. Sie ist ein wichtiger Bestandteil einer fundierten Beckenbodenphysiotherapie, weil sie Informationen liefert, die von außen allein nicht spürbar oder sichtbar sind.
Warum ist die vaginale / anorektale Palpation so wichtig?
1. Sie garantiert einen präzisen Befund
Nicht immer liegt die Ursache der Beschwerden in einem zu schwachen Beckenboden. Viele Patient*innen haben einen verspannten Beckenboden. Das tückische daran ist, dass die Beschwerden von einem zu schwachen oder einem verspannten Beckenboden oftmals sehr ähnlich sind. Nur durch das gezielte Abtasten lässt sich erkennen, ob der Beckenboden zu schwach oder zu angespannt ist. Das ist entscheidend, um die passende Behandlungsstrategie zu wählen.
2. Bessere Wahrnehmung und Technikkontrolle
Viele Frauen sind sich unsicher, ob sie ihren Beckenboden korrekt anspannen. Rein von außen betrachtet, kann eine richtige Anspannung oftmals nicht richtig beurteilt werden. Grade beim Beckenbodentraining ist auch nicht nur die Anspannung (das „Zusammenziehen“) wichtig, sondern auch die so genannte Elevationsbewegung der Muskulatur. Durch die Palpation können diese Bewegungen besser beurteilt werden, sowie die Mitarbeit von Muskelgruppen, die nicht mitarbeiten sollen, erkannt werden.
Sie fördert außerdem das Verständnis für den eigenen Körper, hilft beim Erlernen gezielter Übungen und unterstützt eine nachhaltige Rehabilitation.
3. Überprüfung des Therapieerfolgs
Im Verlauf einer Beckenbodentherapie ist es entscheidend zu prüfen, ob sich Muskelkraft, Tonus und Koordination tatsächlich verbessern. Die Palpation dient als objektive Verlaufsbeobachtung und zeigt, ob die Übungen richtig umgesetzt werden oder Anpassungen nötig sind.
4. Unterstützung bei Narben- und Geburtsverletzungen
Nach Geburtsverletzungen, Dammrissen oder Kaiserschnitt kann das Gewebe empfindlich oder verklebt sein. Die vaginale Palpation hilft, Narbengewebe zu mobilisieren, das Gewebe wieder geschmeidig zu machen und das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen. Im Verlauf der Therapie kann die Frau die Narbenbehandlung auch selbst nach Anleitung durchführen.
Learnings
Die vaginale Palpation ist ein wertvolles diagnostisches Werkzeug in der Beckenbodentherapie. Sie ermöglicht eine genaue Einschätzung des Muskelzustands, eine gezielte Therapieplanung und stärkt das Bewusstsein für den eigenen Körper.
In meiner Arbeit als Physiotherapeutin ist es mir besonders wichtig, dass wir eine vertrauensvolle und einfühlsame Umgebung für die Therapie schaffen. Jede vaginale Untersuchung erfolgt nur mit ausdrücklicher Zustimmung und wird ausführlich erläutert.
Wenn du unter Beckenbodenbeschwerden leidest oder einfach mehr über deinen Körper erfahren möchtest, lade ich dich herzlich ein, einen Termin für Physiotherapie in Limburg an der Lahn zu vereinbaren – oder nutze mein Angebot der mobilen Physiotherapie in Bad Camberg, Idstein oder Hadamar.
