
Leben mit Narben – und was man gegen sie tun kann

Narben sind sichtbare Zeichen der Wundheilung – sie erzählen Geschichten von Verletzungen, Operationen oder Hauterkrankungen. So unterschiedlich die Ursachen auch sind, die psychische Belastung und der ästhetische Anspruch führen viele Menschen auf die Suche nach effektiven Behandlungsmöglichkeiten. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Entstehung von Narben und moderne Methoden der Narbentherapie.
Was versteht man unter einer Narbe?
Fast jeder Erwachsene trägt eine oder mehrere unterschiedliche große Narben, als Folge von chirurgischen Eingriffen, Schürf- oder Schnittwunden, Verbrennungen oder dermatologischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Akne auf dem Körper.
Ursache einer sichtbaren Narbenbildung ist immer die Verletzung der Haut oder tieferliegenden Gewebeschichten, gefolgt von einem strukturierten Wundheilungsablauf. Narben entstehen, da der Körper nach einer Verletzung die Haut reparieren und verschließen muss.
Zur Reparatur der Wunde wird Narbengewebe produziert, das aber nicht die gleiche Eigenschaft und denselben Aufbau hat wie normale Haut. Deshalb setzt sich die Narbe von der umliegenden Haut später sichtbar ab.
Fact: Narben sind weniger elastisch als richtige Haut und besitzen keine Schweiß- und Talgdrüsen, sowie keine Haarfollikel.
Narbenarten – von unkompliziert bis störend
Im Laufe der Wundheilungsphasen, die jedes verletzte Gewebe durchmacht, können Narben je nach Gewebetyp und Lokalisation unterschiedlich verheilen.
Atrophe (eingesunkene) Narben gelten zwar als ästhetisch nicht schön, sind aber in der Regel unproblematisch. Typische Vertreter dieser Narbenart sind Aknenarben.

Hypertrophe Narben sind anfangs erhaben und gerötet. Im Heilungsverlauf zeigen Sie ein wulstiges Erscheinungsbild. Im Laufe der Jahre können diese Narben flacher werden und verblassen oder sie bleiben rot und wulstig.

Problematisch sind Keloide, da sich der Narbenwulst sogar über die Wundränder hinaus ausbreitet. Die gutartigen Geschwulste bilden sich oft erst Monate nach der Verletzung, gehen nur selten von alleine zurück und bereiten am meisten Schwierigkeiten. Oft sind sie begleitet von Schmerzen und Empfindungsstörungen.

Sklerotische Narben sind Narben, die verhärten und so die Beweglichkeit der Gelenke einschränken. Ein bekanntes Beispiel sind Verbrennungsnarben.

Fact: Narben in Körperregionen, die einem ständigen Spannungsverhältnis zwischen Zug- und Druckbelastung ausgesetzt sind, sind im Laufe der Wundheilung anfälliger für die Bildung von Keloiden oder auch hypertrophe Wundheilung.
Einflussfaktoren auf die Narbenbildung
Ob und wie sichtbar eine Narbe bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Genetik: Manche Menschen neigen stärker zu Keloiden oder auffälligen Narben.
- Lokalisation der Wunde: Körperregionen mit viel Bewegung oder Spannung (z. B. Schultern, Brust) neigen zu schlechterer Narbenbildung.
- Wundversorgung: Sauberes Nähen, Schutz vor Infektionen und Feuchtigkeit beeinflussen die Heilung positiv.
- Alter und Hauttyp: Jüngere Haut neigt zu intensiverer Narbenbildung; dunkle Hauttypen haben ein höheres Risiko für Keloide.
Moderne Narbentherapie – welche Möglichkeiten gibt es?
Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich nach Narbentyp, Lokalisation und individuellen Bedürfnissen. Ziel ist meist nicht die vollständige Entfernung, sondern die Verbesserung von Aussehen, Textur und Funktion.
1. Topische Behandlungen
- Silikongel/Silikonpflaster: Wissenschaftlich gut belegt zur Reduktion von hypertrophen Narben und Keloiden. Silikon hält die Narbe feucht und reguliert die Kollagenproduktion.
- Narbencremes mit Dexpanthenol oder Allantoin: Können bei frischen Narben lindernd wirken, die Wirksamkeit ist jedoch begrenzt.
- Kortisonhaltige Cremes: wirken entzündungshemmend, besonders bei juckenden oder wuchernden Narben.
2. Invasive Therapien
- Injektionen mit Kortikosteroiden: Besonders wirksam bei hypertrophen Narben und Keloiden.
- Microneedling: Winzige Nadelstiche regen die Regeneration der Haut an – besonders beliebt bei atrophen Narben wie Aknenarben.
- Laserbehandlung (z. B. fraktionierter CO₂-Laser): Glättet die Haut, verbessert die Farbe und Textur.
- Kryotherapie (Vereisung): Kommt v. a. bei Keloiden zum Einsatz, oft in Kombination mit Kortisoninjektionen.
3. Physikalische Therapien
- Manuelle Narbentherapie: Mobilisationstechniken für Haut, Fascien und Organe, Regulierung des vegetativen Nervensystems
- Cupping: Fördert die Durchblutung, kann das Narbengewebe weicher machen und verklebtes Gewebe lösen.
- Low Level Lasertherapie: Anregung der Wundheilung, Stoffwechselanregung
- Ultraschall und Elektrotherapie: In der physikalischen Therapie ergänzend zur Mobilisierung und Schmerzreduktion.
Wann solltest du eine professionelle Narbentherapie in Anspruch nehmen?
Solltest du eines oder mehrere der nachfolgenden Symptome bei dir feststellen, solltest du deine Narbe professionell behandeln lassen:
- Schmerzen
- Druckempfindlichkeit
- Rötungen
- Einziehungen der Haut
- Juckreiz
- lokale Verhärtungen der Haut
- Taubheitsgefühl
- Übersensibilität
- Wetterfühligkeit
- Schmerzen z.B. im Bereich des Rückens, für die keine andere organische Ursache gefunden wurde
Fazit: Narben müssen nicht für immer stören
Auch wenn eine Narbe bleibt – sie muss nicht dauerhaft belasten. Die moderne Medizin bietet zahlreiche therapeutische Möglichkeiten, um das Erscheinungsbild zu verbessern und Beschwerden zu lindern. Entscheidend ist die richtige Einschätzung des Narbentyps und eine individuell abgestimmte Therapie. Hierzu sollte in Narbentherapie geschultes Personal zur Beratung hinzugezogen werden.
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei auffälligen oder belastenden Narben sollte stets ein Facharzt aufgesucht werden.
